Die Liebhaber klassischer Musik dürfen sich freuen: Die zweite Saison im Kulturzentrum Lugano Arte e Cultura (LAC), das vor einem Jahr eingeweiht worden ist, sieht vielversprechend aus. Bereits die erste Saison war ein Erfolg, die Konzerte waren praktisch immer ausverkauft. Im Juni hat die Stiftung Lugano Musica den Spielplan für die zweite Saison vorgestellt. Und sofort begann der Ansturm auf die Abonnements.
Am 22. September wird die Saison vom Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Charles Dutoit eröffnet; das letzte Sinfoniekonzert findet am 7. Mai 2017 mit dem Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia von Rom unter Antonio Pappano statt. Dazwischen steht die Konzertfassung der «Bohème» von Puccini mit dem Orchestra Teatro Regio Turin auf dem Programm sowie Konzerte der Sankt-Petersburger Philharmonie unter der Leitung des grossen Juri Temirkanow, solche des Orchestra Mozart unter der Leitung von Bernard Haitink, des Budapest Festival Orchestra mit Iván Fischer, der Philharmoniker der BBC mit Juanjo Mena sowie natürlich des Orchestra della Svizzera italiana mit Markus Poschner. Unter den Solisten findet sich ein Gigant am Flügel: Maurizio Pollini, der am 5. Oktober im LAC aufspielen wird. Das sind nur einige der vielen Höhepunkte in der kommenden Saison.
Lugano ist dank dem LAC – ein Meilenstein in seiner Musiktradition – nun ebenfalls in den Kreis der internationalen Konzertreihen eingetreten. Eines der Ziele der LAC-Gründer ist damit erreicht. Der künstlerische Leiter der Stiftung Lugano Musica, Etienne Reymond, hat seine Versprechen gehalten und eine hochkarätige und nachhallende Saison vorbereitet, die dem neuen Konzertsaal gerecht wird. Dieser verfügt nach Meinung der Fachwelt und vieler Laien, die darin Konzerte erlebt haben, über eine wahrhaft aussergewöhnliche Akustik und ist auch optisch sehr ansprechend. Das Engagement von Lugano zahlt sich aus.
Die kulturelle Funktion des LAC darf mit dem KKL von Luzern verglichen werden, natürlich im richtigen Verhältnis, denn Luzern hat mit seinem Festival der klassischen Musik eine eminente Tradition. Es wurde 1938 von keinem Geringeren als Arturo Toscanini eingeweiht und konnte seither stets die grössten Namen der Konzertwelt anlocken. Das LAC und die Stiftung Lugano Musica am LAC stecken zwar noch in den Kinderschuhen. Doch die ersten Akkorde waren harmonisch. Die italienische Schweiz als weltoffene kulturelle Brücke zwischen Nord und Süd: Die neue Saison am LAC steht im Zeichen dieser Philosophie.

Marina Masoni / Articolo apparso sulla NZZ am Sonntag il 4 settembre 2016

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Pubblicato il: 23/09/2016